Endspurt

Eingang Palace Unser Urlaub war bis auf die ersten sieben Tage mit Rainer "ungeplant" gewesen. Nach unserem Hotelstreß in Hurghada (tja, Oktober ist da eben Hochsaison!) hatten wir auch in Kairo Probleme. Wegen eines dummen Ägyptologenkongresses (Schnapsidee, sowas in Kairo zu veranstalten) waren praktisch alle Hotels restlos ausgebucht.Mit viel Beziehungen konnte uns Magda dennoch drei Zimmer beschaffen - die allerdings etwas außerhalb unserer Preiskategorie lagen.
Nach der Tauchtour im 0-Sterne-Hotel Beirut verbrachten wir so die letzten drei Nächte im absoluten Nobelschuppen "Mariotte The Palace" auf der großen Nilinsel in Kairo. Dank Magda mußten wir "nur" 250 DM die Nacht zahlen - man gönnt sich ja sonst nichts :-) Das Hotel war aber ein wahrer Traum. Der Kernbau stammt aus dem letzten Jahrhundert, überall verziert mit vergoldeten Schnitzereien, Springbrunnen un der Eingangshalle, edelster Einrichtung - und einem 24 Stunden-Frühstücksbuffet :-)

Eingangshalle Bis auf Dirk (der immer ein Jackett im Koffer dabei hat, wie er uns gestand) war allerdings keiner auf diese Noblesse vorbereitet. Angeschlagene Koffer und mein Kilimanjaro- und Himalayaerprobter Rucksack waren in dieser Umgebung sichtlich deplaziert. Schlimmer: Wir hatten auch in den letzten 3 Tagen unsere harten Wüsten-Kriech- und Krabbeltouren vor und kamen daher jeden Abend verdreckt und Zerlumpt ins Hotel. Ähnlichkeiten mit dem Schmutzfink "Pig Pen" aus den Peanuts waren nicht zufällig :-)
Zu meiner grenzenlosen Erleichterung wurden vom Hotelpersonal aber immer fröhlich lächelnd mit einem "Had a good day?" begrüßt.
Am Abend zeigte uns Magda ein weinig die Lokalitäten im Zentrum von Kairo. Der Italiener neben dem Nile Hilton ist zum Beispiel gar nicht schlecht. Die Portionen waren aber ein wenig überdimensioniert.

Djoser/Dahschur/Giza - das Kurzprogramm

Ich freute mich, all die Fotos nachholen zu können, die ich ein paar Tage zuvor vergessen hatte zu machen, und spielte daher Fremdenführer für Dirk. Dieser (noch nie in Ägypten gewesen) war über die Kurznachhilfe recht begeistert und meinte, daß er ohne diese einfach nur dumm vor den Ruinen gestanden hätte.

Boot In Giza besuchten wir das Bootsmuseum auf der Südseite der Cheopspyramide. Es wurde direkt über der Grube errichtet in der man das in über 1000 Einzelteilen zerlegte Boot gefunden hatte. Obwohl ich nun schon fünf mal davorgestanden hatte war ich tatsächlich noch niemals drin gewesen. Das wurde nun nachgeholt.
Mit seinen über 50 Metern Länge ist dieses Boot wirklich beeindruckend. Und hat herzlich wenig mit den zusammengeschnürten Schilfbündeln von Thor Heyerdahl (Tigris, Ra) zu tun mit denen dieser allerlei diffusionistisches Gedankengut unter die Leute bringt. Wer solche Konstruktionen wie das Cheops-Schiff zu Kultzwecken zusammenzimmern kann (es gibt gute Indizien dafür, daß dieses Boot niemals gefahren ist, sondern speziell zur Beerdigung angefertigt wurden; zum Beispiel Holzspäne in der Bootsgrube und fehlende Abnutzungsspuren) benötigt keine zusammengeschnürte Schilfbündel für seegängige Schiffe.
Was Heyerdahl bei all seinen Fahrten und in seinen Dokumentationen und Büchern "vergißt" ist außerdem die Tatsache, daß Ägyptern verdammt weit von den von ihm benutzten Ausgangspunkten entfernt ist. Beide Ra's starteten in Marokko, 4500 km entfernt von Ägypten. Ziel waren Inseln, knapp 3000 km von Marokko entfernt. Ra 1 ging unrühmlich unter, Ra 2 erreichte das Ziel so knapp daß sie keinen Tag länger auf See hätte bleiben können. Wie Heyerdahl selbst schreibt blieben sie nur an Bord weil sie wußten, daß hinter dem Horizont etwas auf sie wartet.
Ägyptische Papyrusfahrer hätten eine mehr als doppelt so lange Strecke vor sich gehabt (Ägypten besaß, im Gegensatz zu den Phöniziern später, keine Kolonien im westlichen Mittelmeer), ohne das Wissen, daß "dort etwas ist". Dies, zusammen mit den falschen Bootskonstruktionen ist für mich Zeichen genug, daß eine Kulturdiffusion wie von Heyerdahl propagiert nie stattfand.
Erich von Däniken sollte übrigens auch einmal das Bootsmuseum besuchen. So sinniert er in "Die Augen der Sphinx" und in seinen Vorträgen darüber nach, wie denn die Ägypter zur Zeit der Pyramidenbauer Schlitten hätten ziehen können. Denn Seile hätten sie nicht besessen, die ersten Zeichen für Seile hätte man erst 1000 Jahre später gefunden. Peinlich für ihn: Originalseile aus der Bootsgrube Cheops findet man in der unteren Halle des Museums ausgestellt! Und die sehen ziemlich strapazierfähig aus.

Seile Seile und Knoten

Vom Bootsmuseum aus konnte man übrigens so nebenbei noch die Lösung eines weiteren vermeintlichen Rätsels der PS finden. Der von mir ja schon mehrfach bemühte Erdogan Ercivan verbreitete zwischen 1995 und 1998 einige Verschwörungsgeschichten, von denen sich eine mit der Verhängung der Südseite der Cheopspyramide beschäftigte. Gar geheimnisvolles werde da getan, von geheimen zweiten Eingängen war die Rede. Die "brandheißen" News fanden auch Eingang in die AAS-News der Ancient Skies. Dabei konnte nur jeder der sich ein wenig mit den realen Quellen beschäftigte den Kopf schütteln. Was gemacht wurde, war die 1837 von Vyse in die Südseite gesprengte Bresche (er vermutete da einen zweiten Eingang) zu stabilisieren, da sie einzustürzen drohte. Die Ägypter gossen dazu Pyramidenbaublock- große Betonwürfel nach, die in die Bresche eingepaßt (und zum Teil direkt in ihr gegossen) wurden. Auch andere baufällige Ecken dieser Seite wurden mit nachgegossenen Betonblöcken gestützt.
Damit lieferten die Ägypter übrigens ein direktes, anschauliches Beispiel warum die Blöcke der Pyramide nicht gegossen sind. Der Unterschied ist eindeutig erkennbar!!

Blöcke in Bresche   Blöcke auf Südseite

Am Telefon Zu Fuße der Mykerinospyramide in Giza erwischte mich dann das Unglück der modernen Technik: Meine "Chefin", die Abteilungsleiterin meines alten Projekts bei der Post, rief an. Sie wähnte mich bereits in Deutschland, und war ziemlich von den Socken als ich ihr sagte, daß sie mich gerade kurz vor einem 4500 Jahre alten Wahrzeichen der Menschheit, mitten in der Wüste, erwischt hatte... Ach ja, erwähnte ich, daß man auch auf dem roten Meer eine exzellente Empfangsqualität hat?

In Ägypten grassiert übrigens die Mobil-Telefonitis. Meterhohe Werbetafeln "zieren" die Wände vieler Hochhäuser, und die zwei Hauptnetze "Mobi Nil" und "Oneklick" leisten sich gewaltige Werbeschlachten. 1999 war Mobi Nil allerdings nur eingeschränkt zu gebrauchen, da z.B. kein SMS'en möglich war und die Sprachqualität ein wenig eingeschränkt war (vorsichtig ausgedrückt). Dafür war dieser Anbieter allerdings auch überall erreichbar.

Aufweg UnasIn Sakkara schauten wir einige Zeit lang bei aktuellen Ausgrabungen zu und konnten einige Reliefs im Unas-Aufweg bewundern. Die eventuell die Lösung eines weiteren Rätsels der Grenzwissenschaft sind.
"Warum haben die Ägypter keine Aufzeichnungen über den Bau ihrer Pyramiden hinterlassen" lautet eine der am häufigsten gestellten Fragen. Erich von Däniken erwartet zum Beispiel, daß der Pharao in seiner Pyramide genauen Aufschluß über diese Tat geben soll. Klar, auch auf unseren Grabsteinen steht ja haargenau, wie man das Loch aushebt und den Stein zurechtschleift :-)
Dennoch bleibt die Verwunderung, daß es in ganz Ägypten keinerlei Aufzeichnungen über die Arbeiten an den Pyramiden gibt. In ganz Ägypten? Nein, einige Stellen weigern sich hartnäckig dagegen, sich diesem Diktat zu unterwerfen. So zum Beispiel die Pyramidenaufwege.
Eine Pyramide bestand ja, wie vielleicht bekannt ist, aus mehreren Elementen. Der Pyramide selbst, den Neben- und Kultgräbern (Südgrab, Königinnen/Prinzessinnenpyramiden), dem Totentempel, dem Taltempel - und dem Aufweg, der den Taltempel mit dem Rest der Anlage verbindet.
Diese Aufwege waren kilometerlange Tunnel, durch Lichtschlitze in der Decke erleuchtet, mit Kultnischen versehen - und mit Reliefs verziert. Das Bild links zeigt einige wenige erhaltene Reste des Unas-Aufwegs.
Und in diesen Aufwegen wurden Reliefreste gefunden, die Tätigkeiten abbilden, die zum Pyramidenbau gehören. Unten habe ich zwei Bilder gepostet, die den Lasttransport von Baumaterial für die Pyramidenbaustelle zeigen. Das obere Bild zeigt eine Kolonne von Steintransportschiffen auf dem Nil, das zweite, leider stark zerstörte Bild zeigt ein Frachtschiff beladen mit mindestens vier riesigen Granitsäulen mit Palmenkapitellen. Reste dieser Säulen, die schätzungsweise 10 m hoch gewesen sind, liegen noch links und rechts des Unas-Aufwegs herum.
Auch andere Reliefs wurden an und in Aufwegen gefunden, so zum Beispiel Feiern anläßlich der Zeremonie des Schlußstein-Setzens bei Sahure. All dies deutet darauf hin, daß in diesen gedeckten Tunneln das aufgezeichnet worden war was unter Grenzwissenschaftlern als unerhörtes Geheimnis gilt. Leider wurden diese Aufwege bis auf minimalste Überreste komplett geplündert und zu Stadtmauern, Brücken und Moscheen verarbeitet...

Schiffsrelief Säulentransport

Das war unser letzter Ausflug mit Bakr gewesen - leider für immer, wie sich herausstellte, denn im Dezember 1999 starb er völlig überraschend. Dieses Bild ist daher das letzte was ich von ihm machen konnte...

Bakr und wir
Von links: Bakr, Frank S, Dirk, ich

Museum

Kohl und Alfred E. Neumann Am letzten Tag liefen wir vom Hotel aus gemütlich zum ägyptischen Museum. Daß dafür ein Tag nicht ausreicht, ist bekannt. Ich wollte allerdings (alter Spruch, ich weiß) mal wieder einige "vergessene" Photos nachholen. Wenn man sich Zeit nimmt, auf Details zu achten, kann man manchmal überraschende Entdeckungen machen: Wie kommt es, daß im Sarg von Tut Ankh Amun unser Kanzler Kohl sowie M.A.D's Alfred E. Neumann verewigt sind???

Ausklang

Zum Schluß noch ein Erlebnis der besonderen Art: Wir mußten Magda noch das Hotel bezahlen, was sie uns vorgelegt hatte. Und das war überhaupt nicht so einfach. So wollte Dirk, der fast ohne Bargeld und nur mit Kreditkarte unterwegs war, einfach das Geld am Automaten ziehen. Da wußte er noch nicht, daß man in Ägypten anscheinend nur einmal alle 24 Stunden höchstens 300 US$ ziehen kann... Da wir Magda aber pro Nase 7 x Hurghada und 3 x Mariotte schuldeten, reichte das hinten und vorne nicht. Auch Frank und ich waren in derselben Zwickmühle. Glücklicherweise fiel uns das am Abend vor der Abreise auf und wir konnten das Geld noch auf den letzten Moment zusammenstoppeln, sonst hätten wir noch 3 Monate Geschirr spülen müssen :-)

Den letzten Abend feierten wir dann mit Magda in der Hotelbar. Ein rundum gelungener Urlaub :-)

Magda und FS   Magda
Zurück: Sakkara Nord
 
 
Alle Bilder und Texte sofern nicht anders vermerkt © Frank Dörnenburg